Auch
in unserer vierten Inszenierung boten wir wieder einen Überblick
über das Werk eines europäischen Dramatikers. Georg Büchner
(1813-1837) wurde in der Nähe von Darmstadt geboren und war Zeit
seines Lebens Doktor der Medizin, Schriftsteller und politischer
Aktivist. Nach dem Medizinstudium in Straßburg zurück in Hessen,
verschärfte sich sein Engagement im Kampf gegen gesellschaftliche
Ungleichheit und die politische Unterdrückung der hessischen
Landbevölkerung. Die politische Verfolgung aufgrund subversive
Protestaktionen drängten ihn zur Flucht nach Straßburg. Nach der
Promotion in Frankreich endet sein Lebensweg in Zürich, wo er im
jungen Alter von 23 Jahren an einer Typhus-Erkrankung starb. Büchner
hinterließ fünf literarische Werke, die die deutsche
Literaturgeschichte im 19. Jahrhundert maßgeblich prägen. Vier
davon brachten wir auf die Bühne: Der Hessische Landbote, Woyzeck,
Leonce und Lena und
Dantons
Tod.
Rahmenhandlung:
Der Hessische Landbote (1834)
In
Anlehnung an die politische Kampfschrift Der Hessische Landbote
haben wir vier Szenen entwickelt, die die aktuelle Situation in
Europa und der Welt aus der Perspektive unserer Generation
beleuchten. Zwischen zynischer Ernüchterung und hoffnungsvollem Mut
zeichnen die Schauspieler ein eindrucksvolles Bild davon,
was sie bewegt. Empörung. Austausch. Solidarität. Im Theater wie im
Leben.
Woyzeck
(1875)
Sehn
Sie: wir gemeine Leut, das hat keine Tugend, es kommt nur so die
Natur
Büchner
greift in diesem Stück auf historisches Material zurück. Im Zentrum
steht der Fall des arbeitslosen Perückenmachers Johann Christian
Woyzeck, der seine Geliebte aus Eifersucht erstach. Der
Gerichtsmediziner Johann Christian August Clarus bestätigte seine
Zurechnungsfähigkeit und diagnostiziert lediglich eine moralische
Verwahrlosung. Am 27. August 1824 wurde der historische Woyzeck in Leipzig durch das Schwert hingerichtet.
Büchner
zeigt einen Soldat in seinen sozialen Verhältnissen und die
Schwierigkeit ein guter Mensch zu sein. Dabei spielen ökonomische
Bedingungen, schwierige Arbeitsverhältnisse und der niedrige soziale
Stand eine Rolle und werfen die Schuldfrage neu auf.
Leonce
und Lena (1836)
Wenn
ich nur etwas unter der Sonne wüsste, was mich noch könnte laufen
machen
Die
Tradition brütet Gefangene aus. Mit Faszination blickt Prinz Leonce
auf die zahlreichen Rollen des Müßiggängers Valerio. Ihn selbst
rufen familiäre Verpflichtungen: Er soll König von Popo werden und
eine schöne Prinzessin bekommen. Auch im Fürstenreich Pipi klagt
Prinzessin Lena der treuen Gouvernante ihr Leid mit einem unbekannten
Prinzen vermählt zu werden. Im Widerstand gegen ein vorgefertigtes
Leben ist der einzig Ausweg die Flucht. Tiefe tolle Nächte im Land
wo die Zitronen blühen.
Reisende sind ohne Identität. So kommt es
auf dem Weg nach Italien zur schicksalhaften Begegnung der einander
Unbekannten. Prinz Leonce ist entschlossen und Valerio hat einen
Plan: Es sollen König Peter im Reich Popo zwei Bären aufgebunden
werden.
Dantons
Tod (1835)
Freiheit,
Gleichheit, Brüderlichkeit. Die Ideale der französischen
Revolution, die vereint den Adel stürzten, brechen entzwei. Die
Gleichheit, die Robespierre mit Gewalt durchsetzen will, steht der
individuellen Freiheit, für die Danton sich einsetzt, unvereinbar
gegenüber. Danton muss sterben.
Die
Revolution ist wie Saturn, sie frisst ihre eignen Kinder
Momentan
werden wir Zeugen einer globalen Widerstandsbewegung. Vom Arabischen
Frühling, über die Indignados hin zum Taksimplatz: Die Ursachen der
Proteste mögen sich unterscheiden, doch
die Forderungen sind gleich. Es geht um politische Teilhabe und
soziale Rechte. Doch wenn politische Ignoranz sich durchsetzt,
willkürliche Gewalt herrscht und Ideale im Blut ersticken, macht
sich Enttäuschung breit. Dies
ist das Schicksal von Danton.
Wir danken allen Beteiligten herzlich für ihr Engagement und Herzblut!
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