wir hatten einen tollen Start ins neue Jahr mit einem Monat aufregender Bühnenarbeit. Bedanken möchten wir uns bei allen Beteiligten, die drei wunderbare Vorstellungen möglich gemacht haben. Für alle, die nicht mit uns in der Waggonhalle sein konnten, ein kurzer Einblick in unsere Trilogie aus Molières Komödienrepertoire:
Der
eingebildete Kranke, Le Malade imaginaire, 1673
Argan
ist von Leiden geplagt. Als der eingebildete Kranke ist er auf der
Suche nach Heilung. Er gibt Unmengen an Geld für die Medizin der
Ärzte aus. Wieso also nicht seine Tochter mit einem zukünftigen
Arzt verheiraten, um sich so kompetenten und günstigen Rat in die
Familie zu holen? Da kommt es gerade Recht, dass Argans Arzt Herr
Diafoirus mit Thomas einen exzellenten Akademiker als Sohn hat. Seine
Tochter Angélique hat jedoch etwas dagegen, denn sie möchte
jemanden, den sie wirklich lieben kann. Cléante hat sich in das Haus
Argans geschlichen, um herauszufinden,ob Angélique seine Liebe
erwidert. Auf ihrer Seite haben sie Toinette, Argans Bedienstete.
Der
eingebildete Kranke bekommt zwar seine Medizin, aber besser geht es
ihm dadurch nicht. Seine Krankheit führt dazu, dass nicht nur er
leidet, sondern auch seine Mitmenschen. Er kann den Dingen nicht
seinen Lauf lassen. Nach Molière scheinen es eher die
Selbstheilungskräfte zu sein, die zur Gesundheit führen. Zwar hat
Argan Menschen um sich, die sich um ihn kümmern, aber wem ist
wirklich an seinem Wohl gelegen? Es geht um eine barocke Problematik
der Erkenntnis von Sein und Schein, die auch heute noch Aktualität
besitzt.
Der
Menschenfeind, Le
misanthrophe, 1667
Molières
Menschenfeind Alceste ist der erbitterte Ankläger einer
Gesellschaft, die sich ihm zufolge einer perfekten Heuchelei in allen
menschlichen Beziehungen verschrieben hat: Worte haben ihren Wert
verloren, Freundschaft und Liebe ihren Tiefgang. Das
forsche Auftreten des angriffslustigen Kritikers, welches
unter anderen der beliebte Verseschmied Oronte zu spüren bekommt,
findet seine Widersprüchlichkeit im eigenen Liebeswerben: Mit
Célimène hat ihm ausgerechnet eine Frau den Kopf verdreht, die
durch ihre Koketterie und Klatschsucht all das verkörpert, was er
verabscheut.
Im
21. Jahrhundert tobt der Menschenfeind im Zeitalter von virtuellen
Communities.
Freundschaften werden per Mausklicks geschlossen, Neuigkeiten immer
und überall geteilt. Der Reiz an Gedichten liegt in ihrer
Performativität und eine Flut an Informationen trimmt den Menschen
zur Schnelllebigkeit. Dennoch kehren wir zurück zur bekannten
Formel: Die Gesellschaft ist online, Alceste geht offline.
Der
Geizige, L'Avare,
1668
Nach
dem Tod ihrer Mutter ist für Cleante und Elise das Zusammenleben mit
ihrem Vater nicht leicht. Beide sind verliebt. Doch Harpagon,
engstirniger und geiziger Familienpatriarch, steht dem Glück seiner
Kinder im Weg. Er verweigert ihnen jede finanzielle Unterstützung
und enthält ihnen das Erbe der Mutter vor. Die Auserwählten der
Geschwister sind arme Schlucker, eine Heirat undenkbar. Mit Hilfe der
gewitzten Ghettobraut La Flèche probieren die beiden sich nach und
nach von ihrem tyrannischen Vater zu lösen ….Doch nur von Liebe
allein kann man nicht leben. Der geldgeile Alte soll endlich den
Anteil rausrücken!
Der Teufel hole den Geiz und die Geizhälse!
Geld
löst heute immer noch egoistische Triebe im Menschen aus. Sein Wert
wird zum wichtigsten Ziel und die Gier nach ihm zerstört alle
anderen Werte des Lebens.
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