es ist schon einige Zeit nach unserer Aufführung 'Toska. Dramarasmus meets Tschechow' vergangen. Mit etwas Verspätung möchten wir uns auch hier nochmal bei allen Beteiligten für die tolle Arbeit bedanken!
Nach Arthur Schnitzler im Wintersemester 2011/2012, beschäftigten wir uns im Sommersemester 2012 mit dem russischen Erzähler und Dramatiker Anton Tschechow. Das Stück wurde ein weiteres Mal collagenartig zusammengesetzt.
Ein kleiner Einblick in das Bühnengeschehen:
EINE LANGWEILIGE GESCHICHTE:
Tschechows Erzählung Eine langweilige Geschichte (1889) ist ein Paradebeispiel für Isolation und Entfremdung. Ein berühmter, hochgeehrter Medizinprofessor, betrachtet jetzt, im Bewusstsein des nahen Todes, erstmals kritisch sein Leben, das ihm immer erfüllt schien. Er leidet unter seinem eigenen zunehmenden Unvermögen, am Leben seiner Mitmenschen emotional Anteil zu nehmen, verachtet sich selbst und wird dabei immer bitterer, kälter und hilfloser gegenüber seiner Umwelt.
Bla
bla bla bla Brahms, Bach bla bla bla, die Oper, bla bla, die
Musik bla bla, Beethoven, Mozart...
DER BÄR
Die
burleske Komödie Der Bär (1888) stammt aus Tschechows
dramatischem Frühwerk. Aus der Gegensätzlichkeit der Stimmungen und
dem jähen Umschlag der Gefühle entsteht ein groteske Komik rund um
die Witwe Popowa und dem unerwarteten Besuch des ehemaligen
Artellerieleutnants Smirnow.
Ehe wir uns duellieren, zeigen Sie mir bitte wie man schießt...
ONKEL WANJA
Wie
das einfältige Landleben durch erwachte Sehnsüchte aus den Fugen
gerät, thematisiert Onkel Wanja (1897), eines
der bekanntesten Stücke aus Tschechows dramatischem Werk. Menschen
gleichen einsamen Seelen, die in ihrem Kampf um Veränderung das
Nachsehen gegenüber der Wirklichkeit haben.
Bei solchem Wetter ist es prächtig sich aufzuhängen!
DER HEIRATSANTRAG
Die
Posse Der Heiratsantrag (1889) stammt wiederum aus
Tschechows dramatischem Frühwerk. Sie verdankt ihre Wirkung nicht
nur dem derb-komischen Einfall vom Zusammenstoß zweier
streitsüchtiger Charaktere ausgerechnet bei einem Heiratsantrag,
sondern vor allem seinem vor Bosheit funkelnden Dialog, der konträr
zum willkürlich herbeigeführten und damit paradoxen Ende des Stücks
steht.
Papa,
erkläre du bitte diesem Herrn. Wem gehören die Ochsenwiesen: uns
oder ihm?
IWANOW
Inspiriert
von Tschechows Iwanow
(1889) bildet die
Europathematik den Rahmen von -Toska-. Iwanow ist von einem Gefühl
beseelt, welches man heute vielleicht als Burnout bezeichnen würde.
Der einstige leidenschaftliche Visionär gerät in einen für ihn
nicht erklärbaren Zustand der Schwermut und Erschöpfung. Antworten
und Anschuldigungen haben nur die Anderen. Diese Figur greifen
wir auf und verbinden sie mit der aktuellen Lage Europas. Die
SchauspielerInnen erarbeiteten Monologe, in denen sie ihre
derzeitigen persönlichen Gefühle, Erfahrungen, Hoffnungen und
Enttäuschungen zu Europa in der Krise ausdrücken. Europa, in Iwanow
vermenschlicht, wird konfrontiert mit den verschieden Anklagen. In
diesem Spannungsfeld stellt sich die Frage, was bedeutet das für die
Idee von Europa als gemeinschaftliches Projekt.
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